Das Rijksmuseum präsentiert diesen Herbst gut 100 Porträts aus der Renaissance: von Dürer bis Sofonisba
Publication date: 08 Juni 2021 - 07:00
Mächtige Kaiser, flamboyante Aristokraten und wohlhabende Bürger. Nie zuvor waren in den Niederlanden so viele europäische Porträts aus der Renaissance an einem Ort versammelt. Gut hundert internationale Meisterwerke von berühmten Künstlern wie Memling, Dürer, Holbein, und Titian sind in diesem Herbst in der Ausstellung Vergiss mich nicht zu bewundern. Im 15. und 16. Jahrhundert ließen sich immer mehr Menschen für die Ewigkeit im Bild festhalten. Vergiss mich nicht zeigt Ambitionen, Sehnsüchte und Verluste. Wie Menschen in Erinnerung bleiben wollten.
Vergiss mich nicht ist die erste große Schau über Porträts aus der Renaissance in den Niederlanden. Zu den Höhepunkten der Ausstellung zählt das Bildnis einer jungen Frau (um 1470) von Petrus Christus aus der Gemäldegalerie in Berlin. Andere Leihgaben kommen u. a. aus dem Kunstmuseum in Basel, der National Gallery in London, dem Museo del Prado in Madrid und der National Gallery of Art in Washington.
Vergiss mich nicht. Porträts von Dürer bis Sofonisba ist vom 1. Oktober 2021 bis 16. Januar 2022 im Philips-Flügel des Rijksmuseums zu sehen. Ermöglicht wurde diese Ausstellung durch großzügige Unterstützung von Ammodo, von dem International Circle des Rijksmuseums und vom Staat der Niederlande: Das Landesamt für Kulturerbe [Rijksdienst voor het Cultureel Erfgoed, RCE] hat im Auftrag des Ministers von Bildung, Kultur und Wissenschaft eine Indemnitätsgarantie gegeben.
Vergiss mich nicht
Schon seit der Antike ist die wichtigste Funktion von Porträts, die abgebildete Person unvergesslich zu machen. Um 1500 – die Zeit der ersten Hochblüte der Porträts in Europa - greifen Künstler und Auftraggeber, sowohl nördlich als auch südlich der Alpen, diesen Gedanken auf. Obwohl in der Porträtauffassung große regionale Unterschiede bestehen, stimmt man in dem einen menschlichen Wunsch überein: Man möchte im Gedächtnis bleiben.
Damals wie heute wollten die Porträtierten möglichst vorteilhaft dargestellt werden. So wurde jeder Bestandteil der Komposition inszeniert: Gesichtsausdruck, Symbolik, Haltung, Hintergrund und Kleidung. Während der eine Schönheit besonders betonen wollte, lenkte der andere die Aufmerksamkeit auf Autorität oder Ambition. So unterstreicht Karl V. seine Macht, indem er sich um 1553 als römischer Kaiser verewigen ließ und zeigt Maarten van Heemskerck 1555 sein Können selbstbewusst in einem Selbstbildnis. Die Schau Vergiss mich nicht beleuchtet, welchen Eindruck die Menschen mit Hilfe von Themen wie Schönheit, Macht, Ambition, Liebe, Familie, Bildung und Glaube erwecken wollten.
Internationale Meisterwerke
Vergiss mich nicht vereint Leihgaben von Museen aus ganz Europa und den Vereinigten Staaten. Das Bildnis einer jungen Frau (um 1470) von Petrus Christus - ein Höhepunkt aus der Berliner Gemäldegalerie und ein Meisterwerk der nördlichen Renaissance - reist seit 1994 zum ersten Mal. Das Museo Civico d’Arte Antica, Palazzo Madama in Turin bereichert die Ausstellung mit Antonello da Messinas Porträt eines Mannes von 1476. Das Grabmonument von Isabella von Bourbon (Jan Borreman der Ältere und Renier van Thienen, 1475-76) aus der Liebfrauenkathedrale in Antwerpen wird mit den zehn zugehörigen Pleurants (Trauernden) aus dem Rijksmuseum (Leihgabe Gemeinde Amsterdam) wiedervereint. Von Albrecht Dürer kommen das Porträt eines Afrikaners (1508) aus der Albertina in Wien und das Bildnis einer jungen Frau mit offenem Haar (1497) aus dem Städel Museum in Frankfurt. Das Kunstmuseum in Basel schickt mehrere Exponate, u. a. das Doppelbildnis des Jakob Meyer zum Hasen und der Dorothea Kannengießer von Hans Holbein dem Jüngeren (1516). Die National Gallery of Art in Washington leiht Jan Gossarts Porträt von Jan Jacobsz Snoeck (um 1530) und Titians Porträt van Ranuccio Farnese aus. Das Muzeum-Zamek w Łańcucie in Łańcut schickt ein Selbstbildnis von Sofonisba Anguissola (um 1556).
Gestaltung
Jean Michel Wilmotte gestaltet die Ausstellung. Irma Boom ist mit der grafischen Gestaltung betraut.
Katalog
Zu der Ausstellung erscheint ein reich illustrierter Katalog, entworfen von Irma Boom. Der Katalog erscheint auf Niederländisch und Englisch und wird zur Ausstellungseröffnung erhältlich sein.
Unentbehrliche Unterstützung
Das Rijksmuseum ist dankbar für all jene Unterstützung, die es in dieser schweren Zeit erhalten durfte. Mehr denn je wird deutlich, dass Beihilfen vom Staat, Spenden von Wirtschaft und Fonds, Schenkungen, Nachlässe und Freunde für das Rijksmuseum essenziell sind und bleiben.
Downloads
Gemäldegalerie der Staatlichen Museen zu Berlin
ŁaŃcut, Muzeum-Zamek w ŁaŃcucie
(Christophle le More?), ca. 1525 - ca. 1530. Rijksmuseum
Kunstmuseum Basel
The Fitzwilliam Museum, Cambridge
Washington, National Gallery of Art, Samuel H. Kress Collection