Publication date: 11 Juli 2022 - 10:00

Fremd und neu, groß und ehrfurchtgebietend, und vor allem anders als alle bekannten Tiere. Das Rijksmuseum präsentiert vom 30. September 2022 an die Ausstellung Clara de neushoorn. Eine Ausstellung über ein Tier, aus dem fern seiner Heimat in Indien das berühmteste Nashorn der Welt wird.

Mit der Ausstellung informiert das Rijksmuseum darüber, wie neue Erkenntnisse das Bild des Nashorns verändert und welche zentrale Rolle Kunstwerke dabei gespielt haben. Zu sehen sind sechzig Gemälde, Zeichnungen, Gedenkmünzen, Statuen, Bücher, Uhren und ein Pokal. Nicht nur, dass fast kein einziges dieser Kunstwerke zuvor in den Niederlanden gezeigt wurde, es waren auch nie zuvor so viele besondere Objekte über das Nashorn Clara zusammen an einem Ort zu sehen: vom allerersten Bild eines Nashorns in Europa durch Albrecht Dürer im Jahr 1515 bis zum lebensgroßen Porträt von Clara in ganzer Figur durch Jean-Baptiste Oudry aus dem Jahr 1749.

Ermöglicht wurde die Ausstellung Clara de neushoorn durch einen privaten Spender über den Rijksmuseum Fonds.

Der Ruhm von Clara

Clara ist nicht das erste Nashorn in Europa, doch sie wird zum berühmtesten von allen. 1741 geht sie in Nieuwendam an Land, nach einer langen Reise aus Indien; von dort wird sie nach Amsterdam gebracht. Ihr Eigentümer Douwe Mout van der Meer führt sie schon bald jedem vor, der dafür irgendwie zu zahlen bereit ist, auf Rummelplätzen, auf Märkten, während des Karnevals und an Fürstenhöfen. Mitsamt einer Entourage reisen sie rund siebzehn Jahre lang in einem speziell für sie gebauten Wagen durch Europa. Sie war fast überall, von Wien über Paris und Neapel bis Kopenhagen. Bei der Rückkehr steht sie auf einer Wiese in Amsterdam Noord, die Het Meertje genannt wurde. 1758 stirbt sie in London.

Clara wurde betatscht, verspottet, bewundert und studiert. Sie war ein Hype, ein Phänomen, das man gesehen haben musste. Der Wirbel und das Interesse, das Clara verursachte, rührten daher, dass niemand zuvor ein lebendiges Nashorn hatte betrachten können. Und dieser Wirbel wurde von Mout mit Reklamebildern und Münzen kräftig angefacht. Bis zu ihrer Ankunft war ein Bild, das der renommierte Künstler Albrecht Dürer im Jahr 1515 angefertigt hatte, das einzige, was die Leute damals von einem Nashorn gesehen hatten. Er stützte sich auf die Skizze eines Nashorns, das kurz in Lissabon war, doch diese Skizze war nicht ohne Fehler. So besaß das Nashorn ein zusätzliches Horn auf dem Rücken und eine Haut, die Ähnlichkeit mit einem Panzer hatte.

Das änderte sich mit der Ankunft von Clara. Sie sorgte dafür, dass sich genaueres Wissen über das Nashorn verbreitete und ein präziseres Bild entstand. Gelehrte studierten sie sorgfältig vom Kopf bis zum Schwanz, und Künstler begeisterten sich über jede Hautfalte. Es wurden bemerkenswert viele Bilder von ihr angefertigt, aus allerlei Materialien und in allerlei Formen. In der Ausstellung ist eine besondere Auswahl dieser Bilder zu sehen, darunter auch das beeindruckende, lebensgroße Porträt, das Jean-Baptiste Oudry 1749 in Paris malte (Staatliches Museum Schwerin), ferner ein Gemälde von Pietro Longhi, das zeigt, wie Clara 1751 in Venedig vor ihrem Publikum stand (Ca’ Rezzonico Venedig), ein großes Marmorstandbild des Genter Künstlers Pieter Anton Verschaffelt aus der Rothschild-Kollektion in Waddesdon Manor sowie, aus einer niederländischen Privatsammlung, eine sehr seltene Uhr des Pariser Bronzegießers und Uhrmachers Jean-Joseph de Saint-Germain, mit Clara als Trägerin.

Die Rolle des Menschen

Clara hatte kaum je die Möglichkeit frei umherzulaufen, zu rennen und zu schwimmen. Sie war abhängig von Menschen und konnte fast nie ihr natürliches Verhalten ausleben; es gab nur wenige Ausnahmen, wenn sie zum Beispiel schwimmend einen Fluss überqueren musste und dabei das Bad sichtlich genoss. Im Jahr 1750 veröffentlicht der aus Nürnberg stammende Christoph Gottlieb Richter ein Gespräch zwischen einem Nashorn und einer Heuschrecke, in dem sich das Nashorn darüber beklagt, wie es von Menschen behandelt und angegafft wird. In diesem Buch werden die Rollen umgedreht und ist sie es, die Menschen beurteilt und studiert. Auch die zeitgenössische Künstlerin Rossella Biscotti (1978) stellt in ihrer gleichnamigen Installation Clara von 2016 die Beziehung zwischen Mensch und Tier mittels Claras Geschichte zur Debatte. Die Installation, die Teil der Ausstellung ist, zeigt, dass diese Geschichte auch von Kolonialismus, Exotismus und Globalisierung handelt, von Ausbeutung und Macht.

Gestaltung der Ausstellung

Verantwortlich für den Entwurf der zeitgleich stattfindenden Ausstellungen Clara de neushoorn und Onderkruipsels ist der Szenograf Theun Mosk | Ruimtetijd. Irma Boom sorgt für die grafische Gestaltung der Ausstellung.

Eintrittskarten

Eintrittskarten sind ab Ende August über die Website des Rijksmuseum erhältlich. Es muss eine Startzeit reserviert werden.

Publikation

Mit der Ausstellung erscheint das Buch "Clara de neushoorn", geschrieben von Gijs van der Ham, Organisator der Ausstellung. Ferner erscheint bei Uitgeverij Rubinstein das Buch "Clara's grote reis", geschrieben von Jet Bakels, mit Zeichnungen von Thé Tjong-Khing.

Clara de neushoorn
Gijs van der Ham
Ausgabe in niederländischer und englischer Sprache
Kartoniert
ISBN 9789462087460

Clara’s grote reis
Jet Bakels, mit Zeichnungen von Thé Tjong-Khing
Reuze Gouden Boekje
32 Seiten/20 x 26 cm
4+ Jahre
NUR 281
ISBN 9789047633303
€ 12,99

Unentbehrliche Unterstützung

Das Rijksmuseum ist für alle Formen der Unterstützung dankbar, die man ihm zukommen lässt. Staatliche Fördermittel, Beiträge von Unternehmen und Fonds, Spenden, Nachlässe und Fördermitglieder sind für das Rijksmuseum von wesentlicher Bedeutung.

Downloads

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Jean-Baptiste Oudry, Neushoorn, 1749. Staatliches Museum Schwerin

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Saint-Germain, J.J., en F. Viger, Klok met neushoorn als drager, 1755. Parnassia Collectie

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Venetiaanse schilder (eerder toegeschreven aan Pietro Longhi), De neushoorn (Clara in omheining, met kar), 1751. Gallerie d'Italia, Palazzo Leonari Montanari

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Pieter-Antoon Verschaffelt (vermoedelijk), Rhinoceros (Clara), 1760/1770. Het Rothschild Fonds, Waddesdon Manor

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Pietro Longhi, de Neushoorn , 1751. Musei Civici di Venezia Ca' Rezzonico, Museo del Settecento Veneziano

Ausstellung

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Rijksmuseum/Olivier Middendorp

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