Publication date: 11 Juli 2022 - 10:00

Über tausend bunte Schmetterlinge, haarige Spinnen und schimmernde Kröten krabbeln in diesem Herbst durch das Rijksmuseum. Brachte man dieses Kleingetier zunächst mit Tod und Teufel in Verbindung, so erkennen Künstler und Wissenschaftler wie Albrecht Dürer, Wenzel Jamnitzer, Antoni van Leeuwenhoek und Maria Sibylla Merian später ihre Schönheit. Die Ausstellung "Onderkruipsels" (was hier so viel bedeutet wie Kleingetier) beleuchtet die sich wandelnde Wertschätzung dieser Tierchen in Kunst und Wissenschaft.

Spitzenexponate von Museen und aus Privatsammlungen in aller Welt werden für diese Ausstellung als Leihgabe bereitgestellt, so etwa kürzlich entdeckte, in Formaldehyd konservierte Objekte aus dem weltberühmten Kabinett des Apothekers und Zoologen Albertus Seba, der im 17. Jahrhundert lebte, und Das Haupt der Medusa von Peter Paul Rubens (ca. 1617-18).

Die Ausstellung Onderkruipsels kann von 30. September 2022 bis 15. Januar 2023 im Philips-Flügel des Rijksmuseum besichtigt werden. Ermöglicht wurde die Ausstellung durch die Don Quixote Foundation über den Rijksmuseum Fonds.

Vom Gruseln zum Staunen 

Kleines Getier brachten die Menschen im Mittelalter mit Tod und Teufel in Verbindung. Man glaubt, dass sie spontan aus toter Materie wie Mist, faulenden Pflanzenresten und Schlamm geboren werden. Auf Kunstwerken sind Schlangen, Kröten und Eidechsen eine Metapher für das Böse; sie treten als Handlanger des Teufels auf. Dieses Bild ändert sich allmählich im 15. und 16. Jahrhundert, als Künstler die Ästhetik dieser kleinen Tiere entdecken. Sie wurden als Beispiele für die "Schönheit der göttlichen Schöpfung" angesehen. Tauchen sie zunächst am Rande mittelalterlicher Manuskripte auf, so bewegen sie sich ganz langsam auf die Mitte des Blattes zu. Das erste Kunstwerk, dessen Hauptthema ein Insekt ist, ist die Zeichnung eines fliegenden Hirsches, die Albrecht Dürer im Jahr 1505 anfertigte (J. Paul Getty Museum, Los Angeles), ein Höhepunkt der Ausstellung. 

Kunst und Wissen 

Kleingetier entwickelt sich im 16. Jahrhundert zu einem beliebten Sammelobjekt in den Kunst- und Wunderkammern der europäischen Höfe, etwa in Form von life casts, das sind Abgüsse echter Tiere. In der Ausstellung sind die aufsehenerregendsten life casts und andere Höhepunkte aus der Wunderkammer des Habsburger Kaisers (Kunsthistorisches Museum, Wien) zu sehen. Auch unter Künstlern und Wissenschaftlern wächst das Interesse. Kleingetier wird gezüchtet, ausgetauscht, studiert, aufgezeichnet und in Naturalienkabinetten gesammelt. Die Erfindung des Mikroskops verschafft der Erforschung dieser Tierchen einen neuen Impuls. Die Forscher sind ganz erstaunt über eine völlig neue Welt, die jetzt zum ersten Mal sichtbar wird. So können sie unter anderem eines ihrer größten Rätsel lösen: das der Fortpflanzung und Metamorphose. Kunst und Wissenschaft waren in dieser Zeit nicht in dem Maße voneinander getrennt, wie es heute der Fall ist. So reist Maria Sibylla Merian (1647-1717) nach Surinam, um die Metamorphose von Insekten zu studieren und zu zeichnen. Einige ihrer am höchsten geschätzten Zeichnungen aus der Kollektion von Königin Elisabeth II. werden im kommen Herbst im Rijksmuseum zu besichtigen sein. Um 1650 führt die Wertschätzung für Kleingetier zu einem eigenen Genre in der Malerei: dem sottobosco oder Waldbodenstück mit Reptilien und Insekten. Der Erfinder des sottobosco, Otto Marseus van Schrieck, züchtete selbst Reptilien, Amphibien und Insekten. Im sottobosco treffen Kunst und Wissenschaft aufeinander; dies ist im letzten Saal der Ausstellung zu sehen. 

Unbedeutendes Kleingetier? 

Die Wertschätzung für Kleingetier hat in den zurückliegenden Jahrzehnten einen neuen Schub bekommen. Es wächst das Bewusstsein, dass diese Tierchen entscheidende ökologische Funktionen besitzen und für die lebende Natur von wesentlicher Bedeutung sind. Nicht nur in der Wissenschaft, auch in der Kunst wird die Beziehung zwischen Mensch und Tier kritisch erörtert. Sagt das Wort "Kleingetier" nicht mehr über die Position aus, die wir uns als Mensch anmaßen, als über die Tiere selbst? In Vorträgen, auf Workshops und Zusammenkünften wird dieser Frage nachgegangen. Das Rijksmuseum arbeitet zu diesem Zweck unter anderem mit der niederländischen Abteilung des World Wide Fund for Nature (WWF-NL), der "Vlinderstichting" (Verein zum Schutz von Schmetterlingen und Libellen) sowie mit IUCN und EMS Films zusammen, die am 5. Januar 2023 den Film Onder Het Maaiveld (Unter der Oberfläche) vorstellen. 

Rafael Gomezbarros

700 fourmis géantes, de l’artiste colombien Rafael Gomezbarros, seront exposées, du sol au plafond, au Rijksmuseum. Avec Casa Tomada (2008-aujourd’hui), titre donné à l’œuvre, Gomezbarros tente de sensibiliser le public au phénomène migratoire et au déplacement forcé des populations. Les fourmis symbolisent l’ardeur au travail, la patience et l’effort collectif des personnes contraintes de fuir leur maison en raison de troubles politiques, de violences, de conditions économiques ou du changement climatique. Le travail de Gomezbarros s’inscrit dans une longue tradition artistique où les insectes sont considérés comme des symboles qui permettent d’illustrer et de donner du sens à des questions sociales urgentes et importantes.

Gestaltung der Ausstellung 

Verantwortlich für den Entwurf der zeitgleich stattfindenden Ausstellungen Clara de neushoorn und Onderkruipsels ist der Szenograf Theun Mosk | Ruimtetijd. Irma Boom sorgt für die grafische Gestaltung der Ausstellung. 

Eintrittskarten 

Eintrittskarten sind ab Ende August über die Website des Rijksmuseum erhältlich. Es muss eine Startzeit reserviert werden. 

Publikation 

Onderkruipsels 
Jan de Hond, Eric Jorink, Hans Mulder u.a. 
Ausgabe in niederländischer und englischer Sprache 
216 Seiten 
24,5 x 32,0 cm 
Kartoniert 
9789462087552 

Unentbehrliche Unterstützung 

Das Rijksmuseum ist für alle Formen der Unterstützung dankbar, die man ihm zukommen lässt. Staatliche Fördermittel, Beiträge von Unternehmen und Fonds, Spenden, Nachlässe und Fördermitglieder sind für das Rijksmuseum von wesentlicher Bedeutung. 

Downloads

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Albrecht Dürer, Vliegend hert, 1505. The J. Paul Getty Museum, Los Angeles

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Tafelstuk, Wenzel Jamnitzer, 1549. Rijksmuseum, Amsterdam

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Maria Sibylla Merian, Pomelotak met groengestreepte Urania-mot. In bruikleen: Royal Collection Trust

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Peter Paul Rubens, hoofd van Medusa, 1617-18. Moravian Gallery, Brno

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Rustiques figulines, toegeschreven aan Bernard Palissy, Rustiques figulines, ca. 1550-60. Louvre, Parijs

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Preparaten op sterk water uit de verzameling van Albertus Seba, 1717–1736 (?) Berlijn, Museum für Naturkunde (MfN)

Ausstellung

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Rijksmuseum/Olivier Middendorp

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